Schmidt, Andreas Christoph


Autor, Regisseur

Geb.: 27.04.1957

Dokumentarfilme, Spielfilme und Fernsehdokumentationen. Zahlreiche Beiträge für verschiedene Fernsehmagazine. Studium Geschichte, Russisch, Philosophie in Münster und Hamburg, 1980/81 Studienaufenthalt Puschkin-Institut Moskau. 1985 Staatsexamen in Münster, 1985-86 Stipendiat des DAAD an der Filmhochschule Moskau (WGIK).

Filmographie
Interview - "Die Linke - ein Kaninchen, das zwei Schlangen anstarrt"
Radiointerview vom 18.02.2003

Filmographie:

1985-86
Kurzfilm:
Metro
(gemeinsam mit Oleg Morosow), fertiggestellt 1987.
Preis der Internationalen Filmkritik, Oberhausen 1988.

1989-90
Spielfilm:
Leningrad, November
Deutsch-sowjetische Gemeinschaftsproduktion in der Werkstatt Alexej Germans am Lenfilm-Studio, Leningrad (gemeinsam mit Oleg Morosow). Preis der Internationalen Filmkritik, Stockholm 1991.

1992-93
Spielfilm:
Die Menschen sind wie Wölfe
Kleines Fernsehspiel, ZDF

1993
Dokumentarfilm über den Schriftsteller Isaak Babel:
Sonnenuntergang. Isaak Babel, die Revolution, die Juden, der Tod
60 min., ARTE/SFB

1994
Dokumentarfilm über die Schriftstellerkolonie Peredelkino bei Moskau:
Im Schatten Pasternaks. Peredelkino, ein Ort mit Schriftstellern
60 min., ARTE/SFB
Preis LiteraVision, München 1995

1995
Dokumentarfilm über die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs in Berlin:
Festung Berlin
58 min., ARD
Bayerischer Fernsehpreis 1995, Media Net Award 1996, Special Mention

Reportage:
Eine Nacht ohne Mord. Unter Moskauer Künstlern im Herbst 95
45 min., SFB / 58' min. Schweizer Fernsehen DRS

1996
Film in der Reihe "Hitlers Helfer":
Heinrich Himmler. Der Vollstrecker
(gemeinsam mit Guido Knopp und Holger Hillesheim)
58 min. ZDF/ARTE

Dokumentarfilm über den Schriftsteller Vladimir Nabokov:
Lolita ist berühmt, nicht ich. Vladimir Nabokov
58 min., SFB/ARTE.

1998
Dokumentarfilm zum 100. Geburtstag Bertolt Brechts:
Brecht und Moskau
58 min. SFB/ARTE
Preis LiteraVision, München 1999

Dokumentarfilm über die letzten Lebensjahre Gottfried Benns:
Reisen mit Benn
45 min. SFB/WDR

Dokumentarfilm über Alexander Solschenizyn:
Der aus der Kälte kam
(gemeinsam mit Artem Demenok)
30 min SFB/WDR

Reportage über den Walser-Bubis-Konflikt:
Zündstoff aus der Paulskirche
30 min. ARD

1999
Film in der ARD-Reihe "20 Tage im 20. Jahrhundert":
Petrograd, 25.10.1917. Die Russische Revolution und der Aufstieg der Bolschewiki
45 min. BR/SFB

Film in der Reihe "Auschwitz und kein Ende":
Teil I., "Die schwarze Milch der Frühe".
(gemeinsam mit Holger Hillesheim)
45 min. SWR/WDR

2000
Dokumentarfilm über die Geschichte der deutsch-russischen (-sowjetischen) Beziehungen und die Russische Botschaft in Berlin:
Das Russische Haus. Die Botschaft Unter den Linden (gemeinsam mit Artem Demenok)
58 min. SFB/ARTE

Zwei Kurzfilme in der Reihe "Schätze der Welt/Erbe der Menschheit":
Kischi, Solowki
Jeweils 15 min., SWR/ZDF

Drei Kurzfilme in der Reihe "Schätze der Welt/Erbe der Menschheit":
Hiroshima, Itsukushima, Kyoto
Jeweils 15 min., SWR/ZDF

2003
Dokumentarfilm zum 50. Jahrestag des Aufstandes
am 17. Juni 1953
"Helden ohne Ruhm. 17. Juni 1953"
(gemeinsam mit Artem Demenok)
85 min., RBB/SWR/WDR/ARTE


 Andreas Christoph Schmidt

Interview:

"Die Linke - ein Kaninchen, das zwei Schlangen anstarrt"

Interview mit Andreas Christoph Schmidt

Mit Blick auf Ihre Filmografie und Ihr Studium, ist eine Vorliebe für linksorientierte Themen erkennbar. Ist das auch ein Grund für das Thema dieser Reihe, oder hat es andere Beweggründe gegeben?

Die Idee entstand im Gespräch mit Martina Zöllner. Wir haben von früher gesprochen. Von "Atomkraft? Nein danke" und lila Latzhosen. Wir haben uns erinnert an ein Gefühl von Identität, das wir einmal empfunden haben und das es nicht mehr gibt. Ich meine eine politische, man könnte auch sagen geistige Identität. Damals, als wir so selbstverständlich links waren. "Was war links?" - auf einmal war die Frage da. Und sie war auch gleich eine Überschrift. Dass mich die Auseinandersetzung mit der Frage so beschäftigt hat, mag auch damit zu tun haben, dass ich in Russland war. Dort habe ich an der Filmhochschule in Moskau studiert, bin aber ein Wessi. Und dass ich als Junge "links" war, ist ja nichts Besonderes, das waren ja alle - fast. Wenn man sich dann aber der Sowjetunion aussetzt, noch dazu im frühen Jugendalter, dann gibt es natürlich ganz starke Friktionen. Es kann schon sein, dass ich daran immer wieder zu arbeiten hatte.

Wie kam es denn dazu, dass Sie nach Russland bzw. damals in die Sowjetunion gegangen sind zum Studieren. Moskau war ja in den 80igern nicht gerade ein gewöhnlicher Studienort?

Das hatte im Grunde ganz simple Gründe. Ich komme aus Marl, und da gab es Russisch als Wahlpflichtfach an der Schule. Und so habe ich dann Russland sozusagen über Alexander Puschkin entdeckt. Das war also kein politisches, sondern eher ein literarisches Interesse an Russland. Meine erste Reise nach Moskau war ’74. Da war gerade Solschenizyns "Archipel Gulag" erschienen. Sozusagen als Reisevorbereitung hatte ich das Buch gelesen und nichts geglaubt natürlich. Wie viele Linke in Westdeutschland war ich der Meinung, das sei alles fürchterlich übertrieben, wurde aber dann in Moskau schnell eines Besseren belehrt. Und das hatte dann auch für mein weiteres Linkssein ziemlich tiefgreifende Folgen.

Sie haben zu Hoch-Zeiten der RAF angefangen zu studieren. Wie haben Sie denn Mitte der 70er Jahre die linke Bewegung empfunden?

Die Zeit meines sozusagen politischen Erwachens fällt zusammen mit der RAF und der Schleyer-Entführung. 1976 habe ich angefangen zu studieren, 1977 war die Schleyer-Entführung und seit Mitte der 70er auch die Anti-Atombewegung. Man konnte alles nicht so genau auseinander halten. Ich wurde Atomkraftgegner, weil ich glaubte, für die Bürgerrechte eintreten zu müssen. Ich war der Meinung, dass man demonstrieren können muss. Als ich dann hörte, dass man in Brokdorf nicht demonstrieren können soll, war ich der Meinung, ich müsse da hingehen. Um das durchzusetzen. Ich begann sozusagen mit dem Grundgesetz unterm Arm. Ehe ich mich versah, lernte ich Wasserwerfer und Tränengas kennen und dann auch eine ganze Reihe von Leuten, die dann später irgendwelchen schwarzen Blocks zuzuordnen waren und sich ziemlich in die Nähe der Roten Armee Fraktion bewegten, erstaunlicherweise. Erst wurde man politisch, dann radikal und schwupps - illegal. Da fand man sich schnell mal in Haft wieder.

Ist Ihnen das auch passiert?

Das ist mir auch mal passiert, ja. Ich wurde bei einer Hausbesetzung verhaftet. Aber ich hatte nicht die Ehre da länger zu sitzen. Ich wurde ins Polizeipräsidium gefahren und für kurze Zeit eingesperrt, und Fingerabdrücke wurden genommen. Da entwickelte sich etwas, das gar nicht mal so ungefährlich war - von beiden Seiten. Die Polizei hielt alles - Atomkraftgegner oder jeden Hausbesetzer - für mögliche Attentäter. Und so wurde man auch behandelt. Ehe man sich versah, guckte man nachts in irgendeine Pistolenmündung, weil Polizisten den Personalausweis sehen wollten. Sie zogen grundsätzlich ihre Waffen und fuchtelten einem damit vor der Nase herum. Das war schon eine komische Zeit.

Sie haben eigentlich schon ein sehr festes Bild von der Zeit und auch von dieser Bewegung damals. Hat sich an Ihrer Vorstellung von dem, was links bedeutete, nach den Dreharbeiten und den zahlreichen Gesprächen mit den Menschen etwas verändert?

Ja, es hat sich sehr viel verändert, hauptsächlich dadurch, dass ich mir gewisse Dinge noch mal vor Augen geführt habe. Zum Beispiel: Was bedeutet eigentlich "Freiheit" für die Linke? Eigentlich sollte man ja meinen, "Freiheit" sei einer der ganz großen und ganz wichtigen Begriffe. Weil die Französische Revolution ein großes linkes Ereignis gewesen ist. Und ihre Losung war "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit". In der bundesdeutschen Linken aber, wenn man mal von dem Schlagwort "antiautoritär" absieht, spielt "Freiheit" eine kleine, eine dienende Rolle. Freiheit wozu, Freiheit wovon. Der Begriff, der eine große Rolle spielt, ist der Begriff der Gerechtigkeit. Man muss sich nur mal den letzten Wahlkampf angucken. Die Grünen haben mit dem Begriff "Gerechtigkeit" geworben. Mit dem Begriff "Freiheit" wirbt man im deutschsprachigen Raum nicht - außer wenn man Jörg Haider heißt. Dann nennt man seine Partei die "Freiheitlichen". Der Begriff ist liegengelassen worden, damit andere ihn auflesen und für sich verwenden können. Schade, nicht? Gerade Deutschland hat noch nicht viel Freiheit erlebt, eher immer zu wenig. Ich habe es zwar vorher gewusst, richtig klar war es mir aber nicht.

Was ist links eigentlich? Gibt es das heute nicht auch noch?

Natürlich. Dass wir die Reihe "Was war links" genannt haben, das ist eine kleine Provokation. Wir behaupten: Es ist alles vorbei, hat sich erledigt, links ist ein Fall für die Archäologie. Eigentlich wollen wir Widerspruch hervorrufen. Wir kriegen auch meistens Widerspruch, nur: Er ist so merkwürdig schlapp. Hat keine Argumente. Das Herz schlägt links und so. Sagen viele. Ich wüsste lieber, was heute links sein kann. Das kann aber keiner so recht sagen. Auf die Frage, woran er erkennt, dass er heute links ist, sagt Robert Gernhardt im Film: "Daran, dass ich nicht rechts bin." Recht hat er. Aber wer denkt schon von sich selbst, dass er rechts sei? Wer ist schon freiwillig rechts? Rechts ist böse, links ist gut, also sind wir alle Linke, nur: Was ist das gute Linke? Da es also so schwer ist, die Frage in der Gegenwart zu beantworten, ist es vielleicht gar nicht so dumm zu fragen: "Was war links?" Früher, vor zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren - als die Antworten noch wie aus der Pistole geschossen kamen, wie z. B. "Die Pflicht eines jeden Revolutionärs ist es, die Revolution zu machen." Ein Satz von Che Guevara, der als Motto über dem Vietnam-Kongress in Berlin hing. Links war es, diese Gesellschaft zu überwinden - wenn es geht, mit friedlichen Mitteln.

Was ist denn heute anders am Links-Sein?

Wollen wir heute die kapitalistische Gesellschaft noch überwinden? Haben wir uns nicht ganz darauf verlegt, den Kapitalismus zu verbessern? Moralischer zu machen? Und haben wir dabei irgendwelche Erfolge vorzuweisen? Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der Kapitalismus unüberwindlich ist. Jeder Versuch, ihn zu überwinden, birgt die Gefahr in sich, dass man wieder bei einem Staatssozialismus landet, bei einem repressiven System. Im Film sagt Dutschke: "Zwischen Faschismus und Sozialismus gibt es nicht mehr viel." Man müsse sich entscheiden. Das war 1968. Heute könnte man zugespitzt sagen: Zwischen Kapitalismus und Stalinismus gibt´s nicht mehr viel. Die Linke ist wie ein Kaninchen, das zwei Schlangen gleichzeitig anstarrt. Vielleicht ist es wirklich besser, der "Mähre" Kapitalismus die Zügel schießen zu lassen. Aber links ist es nicht.

Früher war die Welt politisch geteilt in Ost und West. Heute ist sie wirtschaftlich geteilt in reich und arm. Und jeder weiß, wir sitzen in der Festung der Reichen. Wenn man sich jetzt engagiert, muss man sich überlegen, wofür und wogegen. Es wäre links, diese Festung aufzugeben. Konsequent links wäre es, den Reichtum auf der Erde gleichmäßig verteilen zu wollen. Aber das würde für uns natürlich Konsequenzen haben - wir würden ärmer. Das wollen wir nicht, ich auch nicht. Darum fragt man sich, ob man zu alt ist, um links zu sein, oder einfach nur zu reich.

Warum beginnen Sie eigentlich mit ihrem Film Mitte/Ende der 60er Jahre, hören in den 80ern auf, und schlagen keine richtige Brücke in die Gegenwart?

Am Ende des vierten Teils reden wir eigentlich nur noch von der Gegenwart. Es beginnt mit der Frage, was denn nun aus dem Klassenkampf geworden ist, wenn es gar keine Klassen mehr gibt und keine Arbeiterklasse? Darauf antwortet einer der Interviewpartner, Wolfgang Fritz Haug: "Wieso, was wollen Sie denn? Die große Mehrzahl der Menschen auf der Welt ist abhängig beschäftigt. Ist das etwa keine Arbeiterklasse? Das ist die Arbeiterklasse. Und ihre Kämpfe sind Klassenkämpfe." Und ich sage, aha, die Klassenkämpfe von heute sind also die Demonstrationen in Seattle, Genua, Davos und so weiter...

Eine neue Definition quasi?

Sagen wir mal, es ist schon die alte Definition, angewandt auf die heutigen Verhältnisse. Das lasse ich dann so stehen, weil ich mit dieser Antwort... sie ist erst mal natürlich ziemlich interessant, aber nicht letztendlich befriedigend. Kann man denn wirklich sagen, dass jemand, der hier bei uns arbeitet, in der gleichen Situation ist wie jemand, der in einer der Freihandelszonen in Mittelamerika arbeitet? Ich glaube nicht. Ich glaube, dass da aus der Perspektive der Freihandelszone große Unterschiede zu erkennen sind. Dass dagegen die Unterschiede, die wir hier in Großaufnahme sehen, der Unterschied zwischen einem Arbeiter, einem Angestellten, einem Beamten, einem Unternehmer, sich aus der Sicht der Dritten Welt viel kleiner ausnimmt. Wir alle sind Bewohner der Festung. Diesem Blick von außen, denke ich, kann man nicht mit der Klassentheorie allein begegnen.

Mit dem Titel Ihres Films werfen Sie eine Frage auf. Wollten Sie eine Antwort darauf liefern?

Wir wollten ehrlich versuchen, die Antwort zu liefern, haben uns aber nie die Illusion gemacht, man könne in vier Stunden Fernsehen erklären, was sicher niemand richtig erklären kann. Denn es kann eigentlich niemand bündig sagen, links ist genau das. Also werden wir es auch nicht schaffen. Aber wir können uns darum bemühen und in diesem Prozess, auf diesem Spaziergang, Informationen sammeln. Fröhliche Wissenschaft.

Hat es eigentlich auch Überlegungen gegeben, dass man ganz chronologisch vorgeht?

Wo anfangen? 68? 67? 1918? 17? Bei Marx? Der Französischen Revolution? Bei Spartakus? Chronologisch vorgehen heißt, dass man weiß, wo man anfängt, wo es langgeht und wo man ankommt. Pünktlich. Heraus kommt das ewige Fernsehen der Klugen für die Dummen. Links ist das nicht. Dennoch haben wir lange überlegt, chronologisch zu arbeiten. Es hat so ungefähr jeden möglichen Gliederungsansatz gegeben auf dem Papier, bevor wir richtig angefangen haben. Gliederung ist Sicherheit, und das Bedürfnis nach Sicherheit war groß. Wer gut gliedert, kommt gut voran und kann erleichtert sein Heft zu klappen, wenn der Gong ertönt. Aber, seltsam, die Sache wird sehr schnell langweilig, wenn man anfängt zu gliedern. Wenn man nicht gliedert, dann wird sie sehr riskant. Aber auch lebendig. Und letzten Endes ist es ja Fernsehen, kein Seminar, was wir da machen. Ich denke nicht, dass der Zuschauer mit dem Bleistift zum Mitschreiben vor dem Fernseher sitzt. Er will sich unterhalten. Und das kann er auch.

Wollten Sie eigentlich, dass durch die Ich-Rolle des Erzählers Ihre persönliche Meinung mit einfließt?

Ich wollte, dass man weiß, wen man verantwortlich zu machen hat. Also, in der frühen Sowjetunion, da gab es eine literarische Schule: die Formalisten. Formalismus gilt ja heute als Schimpfwort. Das verdanken wir eigentlich der Sowjetunion, die hat die Formalisten nämlich verfolgt. Eigentlich waren die sehr links. Und das Grundprinzip der formalistischen Idee von Literatur war Offenlegung der Verfahren. Man zeigt, wie etwas gemacht ist. Das Publikum wird freundlich eingeladen, den Verstand nicht abzuschalten. Das Gegenteil von Hollywood. Schon darum ist es links. Ich zeige immer wieder den Schneideraum: Hier in diesem Schneideraum wird dieser Film, den sie gerade sehen, geschnitten. In diesem Schneideraum frage ich mich, ob einer, der auf dem Monitor was sagt, auch recht hat. Und als Zuschauer kannst du dich fragen, ob der, der in dem Schneideraum diesen Film schneidet, denn überhaupt recht hat. Gleichzeitig ist es natürlich auch links, sich klarzumachen: Ich sitze vor einem Fernseher, und aus dem Fernsehen kommt wenig Wahres. Es ist das Vernünftigste, was man machen kann, wenn man vor dem Fernseher sitzt: aufpassen, sehr kritisch sein und keine Chips essen. Sonst versteht man den Kommentar nicht.

Haben Sie denn den Eindruck, dass Dokumentarfilme und Dokumentationen im deutschen Fernsehen dauerhaft eine große Bedeutung haben?

Ich möchte ungern Trübsal blasen. Wir konnten "Was war links?" machen, auch in dieser eigenwilligen Form. Möglicherweise schlägt das Wetter ja auch mal richtig um, und es kommt zu so einer Art kleinem "Putsch" innerhalb des Fernsehens, so dass man sagt: Wir gehen nicht mehr nur nach der Menge der Zuschauer, sondern auch nach ihrer Aufmerksamkeit. Nach dem Motto: Zehn faszinierte Zuschauer sind schlicht mehr als hundert zerstreute.

"Was war links?" läuft jetzt in zwei dritten Programmen und auf 3sat. Wäre die Reihe Ihrer persönlichen Meinung nach auch für das Erste geeignet?

Ich wäre bestimmt nicht dagegen gewesen, die Reihe für’s Erste zu machen. Doch darüber, welche Themen in Erste gehören und welche nicht, entscheiden andere.

Wie lange haben Sie eigentlich recherchiert für diesen Vierteiler?

Ich habe mir neulich gedacht, ich muss jetzt mal nachsehen, wann wir eigentlich wirklich angefangen haben. Im Allgemeinen sage ich immer: zwei Jahre. Dann guckt man mich an und sagt: Was, zwei Jahre? Ist ja Wahnsinn! Und ich denke im Stillen für mich, sag’ lieber nicht, dass es noch länger gedauert hat. Ich glaube, es sind eigentlich schon ungefähr drei Jahre, die wir - also das bin ja ich nicht nur allein - uns ausschließlich mit dieser Sache beschäftigt haben. Sie hat alles beherrscht. Und das gnadenlos von früh bis spät und spät bis früh.

Das Gespräch führten Alste Schiersch und Valentin Nann.



 Andreas Christoph Schmidt
Interview im Inforadio am 18.02.2003

Der Autor Andreas Christoph Schmidt im Gespräch mit Marcus Pindur



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Kontakt: Andreas Chistoph Schmidt

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